Norwegen diagonal - Dieter Wolf durchquert Norwegen zu Fuss

Ferien auf dem Bauernhof

Dieter Wolf, 29. Mai 2015

Ingrid Vingelsgaard ist fuer zwei Tage meine Gastwirtin im Gjestehus auf dem Bauerngut ihrer Eltern. Im Rahmen des nachhaltigen Tourismus-Konzepts der Region Røros-Østerdalen kann sie bis zu 30 Gaeste aufnehmen und in verschiedenartigen Unterkuenften logieren lassen, von der einfachen Selbstversorger-Hytta bis zur komfortablen Familiensuite mit Wohnzimmer und eigenem Cheminee im Haupthaus. Nachhaltig im Sinne des Einbezugs lokaler Ressourcen ist vor allem auch das kulinarische Angebot: Nicht nur habe ich wie in einem franzoesischen Gourmetrestaurant 5gaengig diniert, lauter Spezialitaeten dieser Gegend, sondern die Zutaten stammen allesamt aus biologischem Anbau resp. Zucht hier, vom selber gefischten Fluss-Lachs ueber diverses Gemuese bis zum leckeren Multe-Beeren-Dessert. Die regionale Koordinationsstelle “Rørosmat” (Essen und Nahrungsmittel aus Røros und Umgebung) unterstuetzt teils mit Regierungsgeldern – ”Destination Røros” ist ein Tourismus-Pilotprojekt nationaler Bedeutung – die Bauern und anderweitigen Produzenten an Ort und in der weiteren Umgebung. So wird die Landwirtschaft massiv aufgewertet, die Abwanderung nach Schliessung der Kupfer-Bergwerke wird gestoppt, neue Arbeitsplaetze entstehen. Die Naehe zu den Nationalparks ”Sylan”, ”Forollhogna”, ”Rondane”, ”Reinheimen” und ”Jotunheimen” bietet fast unbegrenzte Moeglichkeiten, diese abwechslungsreichen Landschaften hier zu erleben. Tier- und Pflanzenwelt weisen eine hohe Biodiversitaet auf – von den ueber 100 Vogelarten Norwegens leben hier allein um die 60.

Savalen – naechster Tourismus-Partner von Davos?

Gerade steige ich aus dem Whirlpool im weitlaeufigen Wellness-Bereich des Savalen Fjellhotels (http://www.savalen.no), bin meinen Kilometer im Pool geschwommen mit Blick auf den See, die Fohrenwaelder und sanften Bergruecken rundum, habe in der Dampfsauna geschwitzt und geniesse jetzt das Frokost-Buffet. Dieses ist so reichhaltig, dass man sich fuer den Rest des Tages – und seine Tour – auch ein dickes Mat-Pakke (Lunch) zusammenstellen kann (in Norwegen ueblich). Als ich dem jungen Receptionist Marius von meinem Nordkap-Lindesnes-Abenteuer erzaehle, bekomme ich eine ”Savalen”-Muetze geschenkt. Davoser und ihre Gaeste koennten zur Abwechslung mal hier Ferien machen ?! Savalen bietet im Winter alles, was man auf Schnee machen kann, und im Sommer wird geradelt, geritten, gewandert, gefischt, geschwommen – was das Outdoorherz so begehrt. Die Hohenlage von 700m ist klimatisch vergleichbar mit den 1500m von Davos: Ende Mai legt sich heute gerade ein frischer Teppich Neuschnee auf die schon gruenenden Wiesen und Birken – und wie bei uns wird der Spuk mit der warmen Nachmittagssonne schnell verschwunden sein.

(Wieder) genug Kraft zum Laufen

Zwischen der Polarkreisstadt Mo I Rana und den hoechsten Bergen Norwegens in Jotunheimen bin ich ja mit dem Velo unterwegs, weil zu Fuss wandern wegen zu viel Schnee ob 600m bisher nicht moeglich war. So brauche ich fuer diese 1200km nur halb so lang wie vorher fuer 900km auf Skis. Die dadurch gewonnene Zeit und Energie wiederum erlaubt mir Wanderungen und Laeufe links und rechts meiner Route, die ebenfalls in weiter ausholenden Boegen verlaeuft, als es rein zu Fuss moeglich gewesen ware. So hat vorgestern mein OL-Herz hoeher geschlagen, als mich der Papa meiner Vingelsgaard-Gastgeberin zum Abend-OL des lokalen Tynset-OL-Klubs mitnahm. Die 2 Stunden schwierigen Orientierens auf perfekter Karte im unberuehrten Naturschutzgebiet(!) werden mir noch lange in bester Erinnerung bleiben. Schon ist die Idee gefasst, dass seine Gruppe dieser OL-Laeufer hier im Sommer 2016 zuerst ein paar Tage nach Davos kommt, um sich zu akklimatisieren fuer die im Juli im Engadin stattfindende Swiss-O-Week (http://www.swiss-o-week.ch). Sport verbindet, nicht wahr?