Norwegen diagonal - Dieter Wolf durchquert Norwegen zu Fuss

Dugnad - gelebte norwegische Gastfreundschaft

Dieter Wolf, 7. April 2015

Christel, Bjorn und Bjoernulf sind unsere Schutzengel hier in Alta. Sie haben uns während dreier Tage Transport, Unterkunft, feines Essen und alle nötigen Informationen gewährleistet, so dass wir nicht nur richtig ausruhen und auftanken, sondern auch den Weiterweg sorgfältig planen konnten. Dugnad bedeutet nicht nur Nachbarschaftshilfe und Freiwilligenarbeit, sondern ist eine soziale Grundhaltung untereinander und Gästen gegenüber. Davon haben wir hier wunderbar profitieren können. Kaum hatten wir uns mit unserm umfangreichen Gepäck samt Skis und Schlitten zum Autostoppen an die Strasse 20 km vor Alta gestellt, hielt die unkomplizierte Christel und quetschte alles ins Auto, das zusammen mit ihren beiden Huskies eigentlich nur knapp Platz bot. Als sich dann auch noch herausstellte, dass unsere Kontaktleute hier gute Freunde von ihr sind, konnte man von «kleiner Welt» reden. Bjorn und Bjoernulf hatte ich schon im letzten Winter in Davos am SAC-Tourencamp kennengelernt. Da gabs Raclette für sie bei uns daheim, und jetzt bei ihren Familien lokale Leckereien wie Rentiergschnaetzlets und Multebeeren (arktische Sumpfbeeren) Dessert - mhhh!

Skitour vom Feinsten

Die zweite Woche unserer Nordlandexpedition sah uns am Ostersamstag, unter blauem Himmel und bei strahlendstem Sonnenschein, die 30 km von Skaidi über den 520 m hohen Rahparvarri zur Sami-Kapelle Aisaroaivi wandern. Die vielen Stunden Aufstiegs wurden mit langen Pulverschneeabfahrten entlöhnt. Im Camp am Fuss des «kleinen Ochsenberges» bewunderten wir einen goldenen Sonnenuntergang. Anderntags aber wachten wir mit 20 cm Neuschnee und null Sicht auf. Zum Glück leiteten uns das gefrorene Flussbett und die Seenreihe sicher zum höchsten Punkt des Sennalandes, einer der windigsten Gegenden der Finnmark. Die E6 Ueberlandstrasse ist gelegentlich wegen Sturms geschlossen. Als wir sie erreichten, bewährte sich unsere Taktik, dass nämlich Res per Autostopp mit allem Material vorausfuhr, wahrend ich die restlichen 30 km (relativ) leichtfüßig unbeschwert auf der Strasse zurücklegte.

Ein weiser Entschluss

Aufgrund der fundierten Auskünfte unserer beiden Outdoorspezialisten, bezüglich Unzugänglichkeit und unsicherer Wetterprognose für die nächste 150 km Wildnis-Etappe, entschlossen wir uns, nun mit dem Bus an die finnische Grenze zu reisen und von Kilpisjaervi aus wieder mit Skis weiter zu gehen. Das gibt uns genügend Reserve, um die landschaftlich besonders reizvollen Nationalparks Dividalen, Abisko und Sarek auszukosten. Zudem passieren wir einen geografisch speziellen Punkt: Den Dreilaenderstein Norwegen-Finnland-Schweden. Auch haben wir die Sicherheit immer häufigerer Touristenhütten, für die wir als künftige Ehrenmitglieder (hmmm...) des Norwegischen Touristenverbandes DNT den Schlüssel haben. Hoffentlich passt er auch, wenn wir im Schneesturm ankommen.